von Kerstin Neumann
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04 Feb., 2021
Hier möchte ich Euch meine Geschichte zur Histaminunverträglichkeit erzählen. Die Vorgeschichte ist, dass ich alles Essen und trinken konnte, was ich wann wo und wie viel wollte. Ich bin in der damaligen DDR groß geworden und aus meinem Elternhaus kenne ich relativ natürliche Ernährung. Wir haben uns nicht von Fertigprodukten ernährt. Es wurde selbst gekocht und gebacken. Ich hatte keinerlei Allergien oder Unverträglichkeiten, hinsichtlich der Ernährung. Später habe ich quasi alles in mich hineingestopft was ging. Chips, Eis, Wiener, so die Reihenfolge. Meistens herzhaft, der Süße Typ war ich noch nie. 2005 fing es dann so langsam an, dass ich oft mit Schwindel zu tun hatte. Das kam immer öfter und wurde immer nerviger. Ich habe Stück für Stück angefangen, mich nach Wetterwechseln zu orientieren. Man sagte mir, ich sei halt empfindlich. Bis 2010 steigerte sich das Ganze dann dahingehend, dass ich anfing zu recherchieren, da es nicht nur der Schwindel sondern auch Ausschlag auf der Haut, tränende und juckende Augen und Ohren waren. Es wurde immer häufiger und immer mehr, so dass ich vermutete, eine Allergie entwickelt zu haben. Da ich zum damaligen Zeitpunkt Ratten (als Haustiere) hatte, habe ich mich testen lassen. Nichts. Weder Pollen, Gräser, Hund, Katze, Ratte oder sonstiges. Leichte Reaktion auf Hausstaubmilbe, aber nichts, was die Symptome erklärt hätte. Als nächstes kam hinzu, dass ich in der HNO landete, weil ich nach einer Blondierung beim Friseur nichts mehr gehört habe. Man sagte, mir die Ohrmuschel sei blau, dass sei ein klares Zeichen von allergischer Reaktion und schickte mich nochmals zum Test. Wieder kein Ergebnis. Ich war auch gegen sämtliche Kosmetik nicht allergisch. 2012 war es dann so schlimm, dass ich gegen alles allergisch reagierte. Hitze, Kälte, Sonne, Kosmetik, bestimmte Stoffe auf der Haut und damals mittlerweile nach jedem Essen. Ich bekam Herzrasen, hohen Blutdruck, Ausschlag, Schweißausbrüche, das ganze meistens nachts. Es wurde so schlimm, dass ich den Notarzt rufen musste und ihm den Verdacht schilderte, dass ich etwas am Essen nicht vertrug. Als ich das mehrfach tun musste, wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert und man unterbreitete mir die Nachricht, ich solle mir überlegen, mich in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Das wären Angststörungen und Panikattacken. An dem Punkt übernahm ich dann das Zepter und dachte mir, ich mag ja vieles haben können, aber im Kopf stimmt´s noch und habe angefangen zu recherchieren. Immer wieder kam ich auf das Thema Histamin. Ich studierte alles was ich dazu fand, ging zu einer Ernährungsberaterin, was mir leider auch nicht viel half, und landete zwischenzeitlich immer wieder im Krankenhaus. Ich äußerte meinen Verdacht auf Histaminintoleranz. Man lachte mich aus. Zum damaligen Zeitpunkt war diese Unverträglichkeit noch nicht sonderlich bekannt. Wie sich dann später herausstellen sollte, war auch klar, warum. Auch nachdem ich im Krankenhaus nach einer Tomatensuppe, fast kollabiert bin. Ich würde mir das einreden, dann kämen auch die Symptome. Was sich allerdings keiner erklären konnte, waren meine Mückenstiche. Sie sahen aus, als hätten mich Wespen gestochen. Mein Arm war dick und geschwollen und ich war überhäuft von Einstichen. Das wenigstens bewog die Hautärztin im Klinikum, mir ein Notfallset zu geben, falls ich doch auf Insektenstiche allergisch reagierte. Weiterhin empfahl man mir, mal Allergietabletten zu nehmen. Also besorgte ich mir Allergietabletten. Ich belaß mich auch in diesem Thema. Ich studierte täglich stundenlang alles was ich über Histaminintoleranz finden konnte. Dann machte ich ein Ernährungsberater-Studium, um meinen Körper besser zu verstehen und eventuell dort weitere Lösungsmöglichkeiten zu finden. Leider kam auch dort nicht viel zum Thema Histamin vor. 20013 kam dann dank meiner HNO Ärztin der erste kleine „Erfolg“. Ich war ja schon fast nahe dran, wirklich zu glauben, dass ich einen an der Klatsche habe. Immer wenn ich dachte, jetzt weiß ich was ich nicht vertrage, kam wieder etwas anderes. Jeden Tag erzählte ich meinen Mitmenschen, was ich heute wieder essen und was wieder nicht essen konnte. Irgendwann kamen sich dann auch Alle mal bisschen veräppelt vor. Wir machten beim HNO-Arzt wieder einen Allergietest, diesmal im Sommer, wo ich eh schon auf alles reagierte. Und siehe da, der Test musste abgebrochen werden. Ich habe auf keinerlei Stoffe reagiert, bis auf Histamin, den Stoff, den man am Ende des Allergietests auf die Einstichstelle bekommt, um zu testen, ob der Test funktioniert hat. Mein Arm schwoll so an, dass sofort abgebrochen wurde. Daraufhin wurde ich von meiner HNO Ärztin sofort nach Dresden in die Uniklinik überwiesen zu Fr. Dr. Hauswald. Fachärztin europaweit zum Thema Allergien und damit Histaminintoleranz. Im September 2013 war der lang ersehnte Termin. Nachdem ich ihr meine Geschichte erzählt habe, sie alle Tests gemacht hatte, die aus Ihrer Sicht ein anderes Ergebnis hätten zeigen können, stand für sie fest. Dringender Verdacht einer Histaminintoleranz. (Verdacht heißt es deshalb, da meist weder im Blut noch im Urin ein Nachweis für einen erhöhten Histaminspiegel möglich ist.) Das gab sie mir auch schriftlich und ergänzte mein Notfallset um einen Asthmaspray und wünschte mir viel Erfolg beim Herausfinden der Ursache(n). Die schriftliche Bestätigung lies mich zumindest erstmal ruhiger leben; niemand wollte mich mehr in die Klapse stecken. Nun wusste ich aber immer noch nicht, woran genau es nun lag. Also entschloss ich mich, eine Auslassdiät zu machen. Es gab nur noch Kartoffeln, Nudeln und Reis und Wasser still. Sonst nichts. Und siehe da, es ging mir besser. Nach 1 Woche war ich fast symptomlos. Ich beschäftigte mich weiter mit der Ernährung und nahm Stück für Stück wieder Sachen hinzu. Prompt hatte ich wieder die Symptome und landete im Krankenhaus. Nach Einem Abendessen hatte ich so hohen Blutdruck, dass ich wieder mit 220 : 180 direkt in die Kardiologie eingewiesen wurde. Kaliummangel wurde festgestellt, der kann zwar zu Herzrasen führen aber nicht in diesem Ausmaß. Aus welchem Grund auch immer, kam ich nach 3 Tagen nach Hause und überlegte mir, was genau ich noch nicht ausprobiert hatte und kam auf die Idee, mal sämtliche Gewürze wegzulassen. Seit dem ging es mir besser. Ich fand Stück für Stück heraus, dass mein Körper keine Kohlensäure, Gewürze, Kaffee, Kakao, Alkohol und ätherische Öle akzeptierte. Plus die typischen Histaminbomben wie Tomaten, Wurst, etc. Da waren wir doch schon ein großes Stück weiter. Es ging bergauf und ich stellte mich komplett auf naturelle Ernährung um. Nichts Verarbeitetes mehr und keine Gewürze außer Salz. Habe solange alles ausprobiert, bis ich eine Basis gefunden hatte, die immer funktionierte. Das gab mir erstmal Sicherheit. Ich war mittlerweile in dem Thema so firm, dass ich ein Heilpraktikerstudium anfing, um Anatomie, Physiologie und Pathologie zu studieren, um vielleicht dort mehr über die Funktionsweise meines Körpers herauszufinden. 2016 kam dann der endgültige Durchbruch. Ich wollte Wäsche aufhängen im Garten und stemmte mir den Wäschekorb in eine Seite, um aus der Balkontür herauszukommen. Auf einmal bekam ich einen Stich im Unterleib, dass ich alles fallen lies. Ich bekam keine Luft mehr und hatte höllische Schmerzen. Wieder Notarzt. Verdacht auf Appendizitis (fachlich falsch aber vielleicht verständlicher: Blinddarmentzündung). Ich sagte dem Arzt, habe ich nicht. Das muss was mit der gynäkologischen Seite zu tun haben. Ich habe heute meinen Eisprung und damit stimmt was nicht. Ich habe zum damaligen Zeitpunkt meinen Eisprung so deutlich gespürt und mit meinem Zyklus kannte ich mich super aus, da ich jahrelang per Basaltemperatur-Methode verhütet hatte. Der Arzt glaubte mir und ich landete nicht auf dem OP-Tisch (noch nicht) sondern in der Gynäkologie. Eine halbe Stunde später wussten wir, dass ich eine geplatzte Ovarialzyste (Eierstockzyste) gefüllt mit Blut hatte, wobei sich das Blut im gesamten Bauchraum verteilte und ich daher die Schmerzen hatte. Weitere Zysten waren im Ultraschall erkennbar. Ich bekam einen Motorradgurt, damit ich atmen konnte und einen Termin für die OP – Verdacht auf Endometriose. Was die Endometriose mit der Histaminintoleranz zu tun hat, wie die OP verlaufen ist und wie es mir seit dem erging, lest Ihr im nächsten Beitrag.